Medienkompetenz beginnt nicht erst in der Schule – Babies sehen im Kinderwagen nur das Smartphone und lernen nichts

Die Zahlen sind eindeutig: Immer mehr Kinder nutzen schon im Grundschulalter Smartphones, viele besitzen mit neun Jahren ein eigenes Gerät. Und doch wird in der Gesellschaft kaum diskutiert, welche Rolle die Schule bei der Vermittlung von Medienkompetenz spielen sollte. Dieser Diskurs fehlt – obwohl er dringend notwendig ist.

Dabei ist klar: Medienbildung ist keine Randnotiz, sie ist Teil der Allgemeinbildung. Doch während viele Eltern sich wünschen, ihre Kinder würden weniger Zeit am Bildschirm verbringen, bleibt die Frage offen, wer die Kinder eigentlich dazu befähigt, digitale Medien kritisch, reflektiert und verantwortungsvoll zu nutzen. Die Antwort kann nicht lauten: niemand. Und auch nicht: irgendwann.

Frühkindliches Lernen beginnt mit Blickkontakt, mit der Mimik der Eltern, mit dem gemeinsamen Erleben von Welt. Wenn Babys im Kinderwagen sitzen und statt in ein lebendiges Gesicht auf die Rückseite eines Smartphones schauen, verlernen sie etwas, das sie noch gar nicht richtig gelernt haben: emotionale Resonanz, soziale Interaktion, echtes Miteinander. In diesen Momenten findet kein Lernen statt – obwohl genau das eigentlich passieren sollte.

Hinzu kommt ein Trend, der sich in vielen Restaurants, Wartezimmern oder auf Spielplätzen beobachten lässt: Das Smartphone als digitaler Babysitter. Es scheint bequem – ist aber pädagogisch wie entwicklungspsychologisch hoch problematisch. Wenn ein Bildschirm die Funktion von Beziehung ersetzt, drohen langfristige Folgen für Konzentration, Empathiefähigkeit und Selbstregulation.

Die Schule kann und darf sich vor dieser Realität nicht verschließen. Sie muss junge Menschen dazu befähigen, digitale Medien nicht nur zu bedienen, sondern auch zu hinterfragen. Dafür braucht es verbindliche Medienbildung als Teil des schulischen Alltags – nicht als Zusatzangebot, sondern als strukturelles Bildungsziel. Und es braucht Lehrkräfte, die dafür ausgebildet sind.

Die FDP Brandenburg steht für eine Schule, die Kinder und Jugendliche stark macht – auch und gerade im Umgang mit der digitalen Welt. Medienkompetenz ist kein Nice-to-have. Sie ist Voraussetzung für Selbstbestimmung, kritisches Denken und Teilhabe in einer digitalen Demokratie. Darüber sollten wir endlich sprechen.

Kommentare